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Unsere Heimat im Norden Niedersachsens hat, wenn wir mal einige Klischees aufgreifen, mehr zu bieten als Deiche, flaches Land und sture Menschen, und auch unsere Geschichte ist sehr interessant, zumal unsere kleine Region im Mittelalter schon das eine oder andere Mal ins weltpolitische Licht gerückt ist. Immer wieder hatten weltliche Herren (die Grafen von Oldenburg und die Bischöfe von Bremen) ein Auge auf das fruchtbare Marschland zwischen Jade und Weser geworfen. Sogar  das Kirchenoberhaupt in Rom ließ einen Kreuzzug in unsere Heimat ausrufen. Allein dem Mut und der Freiheitsliebe unserer friesischen Vorfahren ist es zu verdanken, dass sich Butjadingen und Stadland immer wieder vor Staats- und Kirchenmächten behaupten konnten

Auf der folgenden Zeittafel sind die (für uns) wichtigsten Ereignisse der mittelalterlichen Geschichte der Wesermarsch aufgeführt.

 


 

 

um 100 v. Chr.

Die Chauken, ein germanischer Volksstamm, beginnt die Wesermarsch zu besiedeln (wobei erste Besiedelungen schon seit der Bronzezeit nachgewiesen sind).

 

um Christi Geburt

Der Meeresspiegel an der deutschen Nordseeküste steigt dramatisch an. Die Chauken errichten ihre Häuser zum Schutz vor dem Hochwasser auf Erdhügeln (Wurten).

 

um 400

Die Chauken vermischen sich mit den Sachsen oder verschwinden gänzlich aus der Wesermarsch.

 

um 600

Friesische Einwanderer aus dem Gebiet der heutigen Nierderlande besiedeln das Land zwischen Ems und Elbe und errichten ihre Behausungen ebenfalls auf Wurten.

 

um 780

Die Sachsenkriege Karls des Großen enden mit der Unterwerfung der Sachsen und Friesen. Fast zeitgleich setzt die Christianisierung Frieslands durch den Mönch Willehad ein.

 

787

Im gesamten friesischen Siedlungsgebiet werden Gaue gebildet, die nach friesischem Recht autonom verwaltet werden. Das heutige Butjadingen ist Teil der Gau Rüstringen (Riustri) und wird erstmals urkundlich erwähnt.

 

789

Willehad, der von Karl dem Großen mit der Verwaltung des Bistums Bremen beauftragt wurde, stirbt in Pleccateshem (Blexen), das erstmals urkundlich erwähnt wird.

 

um ca. 1000

Ständig steigende Wasserstände zwingen die Einwohner zur Erhöhung der Dorfwurten. Fast gleichzeitig setzt auch der erste Deichbau ein, zuerst in Form von kleineren Ringdeichen zum Schutz der Ackerflächen. Später dann erfolgt der Bau eines geschlossenen Deichs entlang der gesamten Küste als Bollwerk gegen die Fluten. Allerdings werden noch ca. 300 Jahren vergehen bis die komplette Küste geschützt ist.

 

1124

Eckwarden wird zum ersten Mal erwähnt und zwar als ein Wirtschaftshof, der dem Kloster Rastede unterstellt ist.

 

1142

Erste urkundliche Erwähnung über die Besiedelung des Stedinger Landes südlich von Golzwarden, das sich am gesamten westlichen Ufer der Weser bis nach Bremen erstreckt. Die damaligen Siedler stammen vermutlich, wie ihre friesischen Nachbarn im Norden, aus den Niederlanden, da sie die Technik des Deichbaus und der Entwässerung beherrschten.

 

1150

In der Gründungsurkunde des Klosters St. Paul in Bremen werden erstmals die Kirchspiele Beitheswarden (Boitwarden), Godeleswere (Golzwarden), Horegan (Harrien), Uthoregan (Ut-Harrien und Hamelwarden (Hammelwarden) genannt.

 

17. Februar 1164 - Julianenflut

Ca. 20.000 Menschen sterben an der deutschen Nordseeküste. Erstmals kommt es zu Einbrüchen in das Gebiet des heutigen Jadebusens, wahrscheinlich begünstigt durch die Mündungen der Flüsse Heete, Ahne und Jade.

 

1189

Von Blexen laufen elf Koggen aus um am dritten Kreuzzug teilzunehmen.

 

um 1200

Der Ort Langwarden wird erstmals als Longoworthe erwähnt. Er besitz im hohen Mittelalter einen bedeutenden Hafen und ist damit ein wichtiger Handelsplatz in einem reichen Gebiet, das weit auf den Hohen Weg (ein heutiges Wattgebiet zwischen Jade und Weser) hinaus reicht.

 

um 1214

Die Stedinger rufen die unabhängige Bauernrepublik Stedingen aus.

 

16. Januar 1219 - 1. Marcellusflut

Ca. 35.000 Menschen sterben an der deutschen Nordseeküste. Die Einbrüche im Jadegebiet werden erweitert.

 

um 1220

Die Kirchspiele Burhave und Esenshamm werden erstmalig als Birre und Esmundeshem erwähnt.

 

1232

In Rom läßt Papst Gregor IX den Kreuzzug gegen die Stedinger ausrufen.

 

27. Mai 1234 - Schlacht bei Altenesch

Infolge des Stedingerkreuzzugs unterliegen die Stedinger einem vereinten Heer von Bremer und Oldenburger Ritter in der Schlacht bei Altenesch. Stedingen fällt danach unter die Herrschaft der Grafen von Oldenburg.

 

1258

Ein Heer der Oldenburger Grafen erleidet bei einem Angriff auf die Friesen im Boitwarder Moor, südlich von Golzwarden, eine vernichtende Niederlage.

 

1263

Das Kirchspiel Golzwarden wird eigenständige Pfarrstelle und damit von Rodenkirchen getrennt. Golzwardens Kirche ist im Mittelalter zugleich Festung mit einem Turm als Zitadelle.

 

um 1300

Bau von Wehrkirchen in Esenshamm und Tossens.

Die Friesen bauen im Laufe des 14. Jahrhunderts jenen Deich, der nach und nach die gesamte Küste schützen wird. 

 

um 1307

Die Bremer Kaufleute müssen die Schifffahrt auf der Weser wegen Seeräuberei der Rüstringer Friesen kurzzeitig einstellen.

 

1314

"Bovenjadingen" wird erstmals urkundlich erwähnt. Def Jadeeinbruch hat sich so weit verbreitert, dass die Gau Rüstringen von nun an in zwei Teile gespalten ist: Das Viertel Bant (dem heutigen Wilhelmshaven) und Butjadingen.

 

1315

In dem Dorf Eckwarderbrügge schließen Bremer und Rüstringer einen Frieden zwecks Beendigung des Seeraubs auf der Weser, doch viele Friesen lassen sich das lukrative Geschäft auch weiterhin nicht entgehen, so dass dieser Frieden nicht lange anhält.

 

1317

Schwere Sturmflut an der friesischen Küste. Bei Eckwarden entsteht der "Hayenschloot", ein weiterer Einbruch des Meeres, der Eckwarden von Tossens trennt.

 

23. November 1334 - Clemensflut

Jetzt erfolgt möglicherweise der erste Durchbruch des Meeres bis in das Hochmoor, wodurch die "Friesische Balge" ausgespült und ein erster Teil des "Schwarzen Bracks" gebildet wird. Die Dörfer Jadelee und Eckwarderbrügge, dem bisherigen Versammlungsort der Rüstringer, werden aufgegeben und versinken in den Fluten. Arngast erleidet offenbar große Schäden, doch wird die Kirche noch 1428 erwähnt. Der im Jahre 1910 errichtete Leuchtturm steht in etwa an der Stelle, wo sich einst das Dorf Arngast befand. Bei Abbehausen verbreitert sich das Bett des Flusses Heete, der einst zum Weserdelta gehörte, und der die Weser mit der Jade verbindet und Butjadingen damit quasi zur Insel macht. Abbehausen ist zeitweilig sogar eine Insel in der Heete. Um 1450 ist die Heete aber so weit verlandet, dass sie durchdeicht werden kann - die einzige Landgewinnungsmaßnahme der Friesen im Mittelalter.

Im Westen werden die Oberahnischen Felder (eine Inselgruppe deren letzte Insel Anfang des 20. Jahrhunderts im Jadebusen versank) von Butjadingen getrennt.

 

1349/50 - Pestepidemie

Besonders Norddeutschland ist von der Ausbreitung des "Schwarzen Todes" betroffen.

 

1348 - 1360

Das Häuptlingswesen in Friesland entsteht. Bis dato hatten sich friesische Gesandte oder Richter (Redjeven oder lat. Consuln) der Sieben Friesischen Seelande an jedem Dienstag nach Pfingsten auf dem Upstalsboom, einer alten germanischen Thingstätte in Rahe bei Aurich, getroffen um friesisches Recht zu bekräftigen. Nun beginnen sich die reichsten und mächtigsten Mitglieder eines jeden friesischen Kirchspiels, zumeist sind es Großbauern, zu Häuptlingen (Hovetlinge oder lat. Capitanei) zu ernennen, wodurch das Adelswesen in Friesland Einzug hält. Die Treffen am Upstalsboom geraten in Vergessenheit und Frieslands Einigkeit zerfällt. Es kommt zu zahllosen Fehden der Friesen untereinander. Die meisten dieser Hovetlinge gehen im Laufe der Zeit unter, wohingegen einige sogar zu Edelleuten oder sogar Grafen aufsteigen, wie die Cirksena in Aurich oder die Papinga in Jever.

 

ab 1350

Es kommt zu einer zunehmenden Konfrontation Butjadingens und Stadlands mit den Bischöfen von Bremen und den Grafen von Oldenburg um die Kontrolle des Weserhandels und die Vorherrschaft an der Unterweser.

 

1355

In Bant wird der erste Hovetling des Landes gewählt: Edo Wiemeken der Ältere (d. Ä.). Wahrscheinlich handelt es sich um die Anerkennung einer der angesehensten Familien im friesischen Raum. Jedenfalls setzt sich der neue Herrscher bereits 1359 im Wangerland und, nachdem der dortige Widerstand gebrochen ist, auch in Östringen, ein. Damit ist faktisch die Territorialherrschaft einer Familie, die sich später als die "Papinga" bezeichnet, etabliert, die sich bis 1557 halten wird. 

 

1362

Das Sippen- und Wurtendorf Ellwürden wird als Allingworde erstmals erwähnt.

 

16. Januar 1362 - 2. Marcellusflut (grote manndränke)

Der zweiten Marcellusflut fallen ca. 100.000 Menschen an der gesamten Nordseeküste zum Opfer. Es handelt sich um die größte Flutkatastrophe, die je stattgefunden hat, und die Lage an der Küste zeigt sich folgendermaßen:

In der Emsmünsung bildet sich der Dollart. Die Harlebucht und die Leybucht werden vergrößert. Im Westen des Jadegebiets, unterhalb von Bant, bricht das "Schwarze Brack" tief in dcas Landesinnere vor. Südlich von Golzwarden entstehen an der Weser die "Harrier Brake" und das breite Lockfleth, welches sich mit dem Fluß Ahne verbindet und somit einen Durchbruch zwischen Jade und Weser schafft. Damit wird auch das Stadland zur Insel und nach Süden gegen Stedingen abgegrenzt. In Butjadingen verbreitert sich die Heete nochmals. Rodenkirchen wird verwüstet und Strückhausen verliert die Kirche. Das Dorf Linebrok verschwindet, da sich die "Friesische Balge" im Süden mit dem Weserarm Liene verbindet. Mittelhammelwarden, Oberhammelwarden und Lienen bilden somit eine Insel in der Weser. Ebenso das große "Friesische Moor", jenem Rest der vom Hochmoor im ehemaligen Jadegebiet übrig geblieben ist. Im Jadebusen geht das Kirchspiel Hiddels unter, aber die Wurt mit den Resten der Kirche erhebt sich noch lange aus dem Watt. In Schleswig-Holstein versinkt die sagenhafte Stadt Rungholt im Meer. Außerdem müssen ca. sechzig Kirchen ausgedeicht werden. Neben den enormen Verlusten an Menschenleben sind auch die sozialen Folgen der Flut enorm, zumal es auch noch zu einer katastrophalen Viehseuche kommt. Doch nach all dem Leid befindet sich nun so mancher Hovetling auch in  einer strategisch günstigen Lage, denn nun kann so mancher Ort, der bislang tief im Innern des Landes vor sich hin dämmerte, plötzlich von Schiffen erreicht werden.

 

20. Juli 1368 - Schlacht bei Coldewärf

Ein Heer der verbündeten Oldenburger und Bremer erleidet eine Niederlage gegen die Butjadinger Bauern auf dem Felde bei Coldewärf (Atens).

 

1383

Edo Wiemeken d. Ä. baut an der Made die "Edenburg", später nach seinem Nachfolger "Sibetsburg" genannt. Durch den Bau seiner Burg am Rüstringer Ufer der Made gibt er seine Besitzungen bei Varel auf und verlegt den Schwerpunkt seiner Ambitionen in das Viertel Bant, nach Östringen und in das Wangerland.

 

1384

Koalition Bremens mit dem Grafen Konrad von Oldenburg und Edo Wiemeken d- Ä. mit dem Ziel, den Hovetling von Esenshamm, Husseke Hayen, der als Seeräuber lästig geworden ist, unschädlich zu machen. Angeblich spielen auch private Gründe eine Rolle, denn Husseke Hayen ist mit Edos Schwester Jarste verheiratet, die der Hovetling von Esenshamm verstoßen hat. Edo Wiemeken läßt seinen Schwager festsetzen und grausam hinrichten, in dem er ihn mit einem Hanfstrick zersägen läßt.

In Folge der Schlacht werden Esenshamm, Rodenkirchen und Golzwarden erobert und die Kirchen zerstört.

 

1395

Der Friede von Falsterbo wird zwischen den nordischen Königreichen und der Hanse geschlossen. Die Vitalienbrüder verlieren somit ihre Verbündeten und verlegen ihre Tätigkeit in die Nordsee, wo sie Zuflucht bei den friesischen Hovetlingen finden.

 

1396

Edo Wiemeken d. Ä. öffnet den Vitalienbrüdern, die sich nun "Likedeeler" (Gleichteiler) nennen, die Häfen an der Made, wo sich auch seine Burg befindet. Aber bereits am 8. Juli 1398 gelobt Edo Wiemeken der Hanse, die Seeräuber nicht mehr zu unterstützen.

 

1400

Hansischer Sieg über die Vitalienbrüder in der Emsmündung. Die friesischen Häuptlinge schwören daraufhin, ihre Beziehungen zu den Seeräubern aufzugeben. Neue Überfälle der Häuptlinge auf bremische Handelsschiffe provozieren allerdings einen Kriegszug der Bremer durch das Stad- und Butjadingerland. Allerdings müssen sie ihren Feldzug vorzeitig aufgeben, weil sie von den verbündeten Rittern, die schon im Vorfeld genügend Beute gemacht hatten, im Stich gelassen wurden.

Der Hauptstrom der Weser verlagert sich nach Westen, weshalb Ut-Harrien aufgegebn werden muß.

Papst Bonifatius IX. bestätigt der Gemeinde Langwarden weiterhin den alten friesischen Brauch ihre Pfarrer selbst zu wählen.

 

1402

Erneuter Feldzug der Bremer nach Butjadingen. Er endet vor Langwarden, wobei die Kirche aber nicht erobert werden kann. Die Brmer ziehen sich zurück, als die Butjadinger anfangen die Deiche zu durchstechen. Am Ende des Unternehmens steht ein Vertrag, in dem die Ratgeber der Gemeinde Rüstringen zwischen Jade und Heete den Bremern einen Frieden auf drei Jahre zusichern. Die Hovetlinge in Blexen halten von da an ihre Kirche den Bremern offen. Am 28. Mai 1402 schließen sich die Hovetlinge in Burhave an. Ihnen folgt schließlich sogar der gefürchtete Hovetling von Aldessen. Die Reihe schließt Langwarden ab, das sich am 18. März 1403 den Bremern unterwirft.

 

1403

Das Ergebnis der bisherigen Feldzüge Bremens in Butjadingen ist, dass Blexen ein bremischer Stützpunkt wird, und dass die Hansestadt an der Heete einen Turm bauen läßt, der später zur Friedeburg erweitert werden soll.

 

1404

Dide Lubben, Hovetling in Rodenkirchen gestattet dem Bremer Rat, auf seinem Territorium an der Heete bei Atens eine Burg zur Sicherung des Handels auf der Weser zu bauen.

 

1407

Bremen baut die Friedeburg bei Atens, um die Weserschifffahrt zu sichern, gerät damit aber mit den Grafen von Oldenburg aneinander, die ihre eigenen Interessen an der Unterweser bedroht sehen.

 

1409

Die Hansestadt Bremen rüstet Koggen aus, die gegen Edo Wiemeken sowie die Hovetlinge von Burhave und Waddens auslaufen. Sie erzwingen am 16. Juni 1410 den Frieden zwischen den Hovetlingen und der Hanse. Keno tom Broke, Hovetling aus dem Brokmerland, und die Butjadinger Gemeinden garantieren den Kaufleuten Sicherheit.

 

1410

Bremen schließt mit den Hovetlingen Rüstringens einen Vertrag über die Markierung der Wesermündung durch Tonnen und Baken. Unter der Federführung Bremens wird von nun an erstmals der Schiffsverkehr auf der Außenweser durch Seezeichen geregelt.

 

1414

Unter der Führung Bremens hat sich seit Oktober 1412 eine Koalition gebildet, der zunächst Edo Wiemeken d. Ä., dann auch Memme Eden von Abbehausen beitreten. Außerdem gehören der Bischof von Münster, der Graf von Hoya sowie die Grafen Christian und Moritz von Oldenburg dazu. Die von ihnen gebildete Armee von 300 Reitern und 3000 Fußsoldaten zieht im April 1414 gegen das Stadland zu Felde. Die Kirchen von Golzwarden und Esenshamm werden erobert. Am 18. Mai 1414 gelobt das Kirchspiel Rodenkirchen dem Bremer Rat Gehorsam. Der Hovetling Dide Lubben muß mit seiner Familie das Land räumen. Das Stadland geht in den Besitz Bremens über. Der nördliche Teil (und das Land Wührden am östlichen Weserufer, das die Grafen von Oldenburg an Bremen verpfändet hatten) wird von der Friedeburg, der südliche Teil von Golzwarden aus durch bremischer Amtmänner verwaltet. Bremen beherrscht damit, wenn man von Stedingen absieht, fast das gesamte westliche, wie auch östliche, Weserufer.

 

1415

Edo Wiemeken d. Ä. stirbt. Sein Nachfolger wird sein Enkel Sibet Papinga (geboren 1394 als jüngster Sohn Lubbe Sibets von Burhave), der aber in der Edenburg aufgewachsen ist.

 

1418

Ein Überfall auf die Friedeburg, angeführt durch die Häuptlinge, scheitert. Die Gefangenen werden nach Bremen geführt und zum Tode verurteilt. Die Söhne Didde und Gerold des Stadlander Häuptlings Dide Lubben sterben unter dem Schwert (Sage vom Bruderkuß).

 

1419

Die Einwohner Butjadingens lehnen sich gegen ihre Häuptlinge auf und vertreiben sie mit Bremer Hilfe. Die fünf Kirchspiele von Butjadingen, nämlich Blexen, Waddens, Burhave, Langwarden und Eckwarden, unterwerfen sich der bremischen Gerichtsbarkeit. Sibet Papinga erklärt daraufhin der Hansestadt den Krieg und unternimmt Kaperfahrten gegen deren Schiffe. In Folge dessen fällt ein bremisches Heer in Butjadingen ein und erobert die, von den Hovetlingen gehaltenen, Festungen in kurzer Zeit. Blexen kapituliert bereits nach vier Tagen. Langwarden hält sich vier Wochen und wird dann übergeben. In Burhave wird der Kirchturm zerstört. Waddens und Eiswürden (bei Eckwarden, inzwischen im Meer versunken) kapitulieren kampflos. Der Feldzug wird am 12. Juli 1419 abgeschlossen. damit ist ganz Butjadingen in bremischer Hand. Die Häuptlinge müssen die Gerichtsbarkeit der Stadt, die vom Amtmann auf der Friedeburg ausgeübt wird, anerkennen. Dafür erhalten sie ihre Erbgüter zurück.

 

1420

Das Dorf Hummens wird zum letzten Mal genannt. Die Lage des Kirchspiels im Jadebusen ist ungeklärt.

Ocko tom Broke und Sibet Papinga schließen ein Bündnis mit dem Ziel, ganz Ostfriesland von der Lauwer bis zur Weser von äußeren Feinden zu befreien. Dabei verzichtet Sibet auf Jever und auf Wangerooge unter der Voraussetzung, dass er Butjadingen und das Stadland behalten darf, wenn diese beiden damaligen Weserinseln erst zurückerobert sind. Beide Hovetlinge verfolgen zunächst sehr eigennützige Ziele und darüber hinaus aber auch ein politisches Programm, das später Edzard der Große mit großer Hartnäckigkeit (wenn auch erfolglos) fortsetzen wird. Es geht um die Frage, ob es den Friesen gelingt, sich als Nation zu behaupten, was allerdings voraussetzen würde, dass das Land von der Lauwer bis zur Wesergeeint werden würde. Der Versuch scheitert jedoch an den inneren Zwistigkeiten und nicht zuletzt an der Ungeschicklichkeit Ocko tom Brokes. Sibet wird ein Opfer dieser Politik, die schließlich damit endet, dass die Provinzen Friesland und Groningen zu den Niederlanden kommen, Ostfriesland und das Jeverland ein isoliertes Eigenleben führen und Butjadingen an Oldenburg fällt.

 

1424

Die Johanniter in Roddens werden erwähnt. 

Die St. Marien-Kirche von Eckwarden wird zum ersten Mal erwähnt. Sie tritt die Nachfolge der Pfarrkirche von Aldessen an, die zu dieser Zeit offenbar bereits aufgegeben wurde. Der Sakralbau selbst ist sehr viel älter und wird auf die Zeit um 1300 datiert, vermutlich zuerst als Kapelle und dann als Pfarrkirche. 

Ocko tom Broke, Focko Ukena (Hovetling von Leer) und Sibet Papinga erklären der Stadt Bremen den Krieg und landen mit einem Heer in der Harrierbrake (der Mündung des Lockfleths in die Weser), offentsichtlich um die beiden bremischen Festungen Golzwarden und die Friedeburg vom Zuzug aus der Hansestadt abzuschneiden. Bremen ist in keiner Weise auf die Offensive vorbereitet. Golzwarden, das kaum besetzt ist, kapituliert sofort, die Friedeburg wird schon am nächsten tag übergeben. Die fünf Gemeinden Butjadingens entsagen ebenfalls der bremischen Herrschaft. Die Ostfriesen haben militärisch den Sieg errungen, was die Stadt Bremen bereits am 29. Juni 1424 in dem Frieden, den Graf Dietrich von Oldenburg und Erzbischof Nikolaus von Bremen vermitteln, akzeptiert. Die Friedeburg wird daraufhin bis auf den letzten Stein geschleift. Unter der Oberhoheit der Grafen von Ostfriesland lebt die althergebrachte Selbstverwaltung wieder auf.

 

04. Oktober 1427 - Franciscusflut

In der Franciscusflut dürfte Aldessen im Jadebusen versunken sein, denn der Ort wird im folgenden Jahr zum letzten Mal erwähnt. Der Marktort Aldessen (oder auch Oldensum) ist im Besitz einer der vier Gaukirchen Rüstringens und wird gelegentlich in Schriften als "oppidum", also als Kleinstadt, bezeichnet. Der Ofrt muß ziemlcih groß gewesen sein und ein entsprechendes steinernes sakrales Zentrum gehabt haben.

 

1428

Das "Schwarze Brack" wird erstmals urkundlich und Aldessen zum letzten Mal erwähnt.

 

1428 - 1432

Ein Angriff Focko Ukenas und Sibets auf das Stadland scheitert. Daraufhin kommt es zu einem Aufstand der Friesen gegen den Herrscher Ostfrieslands, der mit dessen Flucht nach Holland endet. Die Cirksena, bislang Hovetlinge in Greetsiel, treten die Nachfolge an.

 

29. Juli 1433 - Schlacht bei Bargebuhr

Sibet Papinga wird in Folge der Schlacht schwer verwundet und stirbt kurz darauf. Focko Ukena ist nach dieser Niederlage entmachtet. Es beginnt die Herrschaft der Cirksena aus Greetsiel.

 

1435

Die Sibetsburg wird geschleift. Von nun an ist Jever das politische und militärische Zentrum des Jeverlandes. Hier residiert bereits seit 1431 Hayo Harlda, der Bruder Sibets, der auch dessen Nachfolge antritt. Er sorgt vor allem für eine starke Befestigung seiner Burg. Unter seiner Herrschaft wird der charakteristische Turm des heutigen Schlosses gebaut.

 

um 1450

Die Heete, die Butjadingen vom Stadland trennt, ist zugeschlickt und wird von den Friesen eingedeicht.

 

1470

Graf Gerd der Mutige läßt an der Harrierbrake die Harrierburg bauen, die aber schon 1474 durch die Bremer wieder zerstört wird.

 

1488

Edo Wiemeken der Jüngere (d. J.), der Enkel von Hyo Harlda, vereinbart mit den Hansestädten, sowie Groningen, Dithmarschen, Wursten, Butjadingen und dem Stadland einen Waffenstillstand, dem später ein allgemeiner Friede folgt, der bis 1494 halten wird - in dieser kriegerischen Zeit eine ungeheure politische Leistung.

 

1496

Pest an der gesamten Nordseeküste.

 

23. April 1499

Die "Schwarze Garde", ein niederländisches Landsknechtregiment, fällt im Auftrag von Johann V. von Oldenburg in das Stadland und Butjadingen ein. Die Friesen, unterstützt von den Wurstern, werden am 18. Mai 1499 bei Waddens geschlagen. Graf Johann nennt sich von nun an "Herr in Butjadingen und Stadland".

 

26. Dezember 1499

Die Schwarze Garde wird bei Weddewarden im Land Wursten von den Bauern geschlagen. Die beabsichtigte Eroberung des Landes Wursten schlägt damit fehl. Die Söldner ziehen daraufhin plündernd weiter nach Schleswig-Holstein, wo sie im Kampf mit den Dithmarscher Bauern bei der Schlacht von Hemmingstedt vernichtend geschlagen werden.

 

um 1500

Neben Stalhamme (Stollhamm), das 1501 Kirchspiel wird, wird auch der Ort Schweiburg zum ersten Mal erwähnt. Das sumpfige Gelände ist bis dahin nicht besiedelt, wird aber nun vom Kloster Hude erschlossen. Die Mönche lassen hier einen Hof anlegen, der sich gut entwickelt. Er wird von Graf Anton I. von Oldenburg enteignet, der auf dem Gelände 12 Siedlerstellen anlegt, die mit Familien aus dem Jadebusengebiet besetzt werden.

 

03. April 1500

Die Butjadinger und Stadländer erheben sich gegen den Grafen von Oldenburg und verjagen dessen Besatzungen in Golzwarden und Eckwarden. Sie huldigen dem Grafen Edzard von Ostfriesland, der ihnen die innere Autonomie zusichert.

 

1501

Erneute Befreiung Butjadingens und Stadlands mit Hilfe des Grafen Edzard I. von Ostfriesland. Zwischen Weser und Jade nördlich von Rodenkirchen errichten die Friesen einen hohen Wall - das Hartwarder Landwehr. Dort scheitert alsbald auch ein Angriff der Oldenburger.

 

26./27. September 1509 - Cosmas- und Damianflut

Die Sturmflut beschädigt die Deiche in Östringen, Wangerland und besonders in Rüstringen. Große Schäden entstehen auch in Stedingen. Der Dollart erreicht seine größte Ausdehnung. Auch der Jadebusen wird erweitert.

 

09. September 1510 - Magnusflut

Die, nach der Cosmas- und Damianflut, beschädigten und wieder hergestellten Deiche werden erneut zerstört.

 

1511

Edo Wiemken d. J., Hovetling von Jever, Rüstringen, Östringen und Wangerland, stirbt.

 

16./17. Januar 1511 - Antoniusflut

Der Jadebusen erfährt seine größte Ausdehnung. In den Fluten versinken etliche Dörfer. Die Banter Kirche muß 1519 oder 1520 ausgedeicht werden und verfällt. Der Jadebusen reicht jetzt bis Neustadt-Gödens und Friedeburg. Beide Orte können von Schiffen angelaufen werden. Auf Wangerooge geht das mittelalterliche Dorf unter. Mit der Antoniusflut endet an der Unterweser das Mittelalter, was zumindest für die Marschengebiete gilt, denn die Verluste sind so einschneidend, dass die Bauern nunmehr nicht mehr in der Lage sind ihre politische Selbstständigkeit zu behaupten.

Das bislang eigenständige Land Wursten am östlichen Weserufer wird nun zum Spielball des Herzogs von Sachsen und des Erzbischofs von Bremen, wobei letzterer die Oberhand behält. Butjadingen und Stadland fallen nach heftigen Kämpfen an den Grafen von Oldenburg.

Das Jeverland gliedert sich in zwei Inseln und eine Halbinsel. Die Gau Rüstringen ist nunmehr eine Insel im Jadebusen, die im Norden durch die Made und im Süden durch das Schwarze Brack von Östringen getrennt wird und im Laufe der Zeit immer mehr an Land verliert. Außerdem ist die Verbindung nach Dangast verloren gegangen.

 

21. Januar 1514 - Schlacht an der Hartwarder Landwehr

Der Graf von Oldenburg, unterstützt durch den Welfen Herzog Heinrich von Braunschweig, greift erneut Butjadingen an. Es herrscht grimmige Kälte, was zum einen ein Vorteil für die Angreifer ist, denn die Verbündeten können so ihr schweres Geschütz heranschaffen, andererseits aber ein Nachteil, denn die Butjadinger und Stadländer Friesen haben das Hartwarder Landwehr, den Wall nördlich von Rodenkirchen, mit einer Eisdecke überzogen, die die Stellung unüberwindbar macht. Aber unter den Friesen gibt es einen Verräter, der die Angreifer durch das Moor in den Rücken der Verteidiger führt. Die darauf folgende Schlacht endet mit einer vernichtenden Niederlage der Bauern. Der letzte Widerstand wird bei Langwarden gebrochen, wo der "Friesenhügel" noch heute die Gebeine der Gefallenen birgt. Die verlorene Schlacht von Seiten der Friesen läutet das endgültige Ende der Unabhängigkeit der Bauernrepubliken in der Wesermarsch ein.

Im Jahre 1914 läßt der Rüstringer Heimatbund an der Stelle der Schlacht im Rodenkircher Ortsteil Hartwarden das Friesendenkmal errichten.

 

1514 - 1523

In mehreren Schritten gelangt das ganze Stad- und Butjadingerland in die Hand des Grafen von Oldenburg, der damit seinen Herrschaftsbereich erheblich ausdehnt. Die Bewohner haben fortan Abgaben zu leisten. Am Ufer des Lockfleths läßt der Graf die Burg Ovelgönne errichten, die das Land zwischen Jade und Weser überwachen und damit seine Herrschaft über die Wesermarsch sichern soll.